1. Etappe: Biarritz - Laruns (147 KM, 1.000 HM) Auf der Suche nach neuen radfahrerischen Herausforderungen stößt man in Europa unweigerlich auf die Pyrenäen. "Also nix wie hin", dachte sich zum ersten Mal auch Alex, als ich ihm vorschlug, Spanien zu "beradeln". DDr. Heinrich sollte zum treuen Weggefährten noch so mancher Tour werden - wenngleich er sich zunächst mal mit einem alten Schwarz-Weiß-Film beliebt gemacht hat. Losgefahren sind wir in Biarritz, 147 unspektakuläre Kilometer später übernachten wir in der "gite d'etappe" (eine Art Jugendherbege) von Laruns. Berühmt sind die Pyrenäen natürlich für ihre zahlreichen Tour de France-Pässe, die im Vergleich zu den Alpen zwar nicht besonders hoch sind, aber trotzdem ihre Tücken haben. Tücke 1: doch recht südlich, doch recht warm. Tücke 2: wenige Kehren, umso längere Geraden. Tücke 3: Straßen sehr rau, großer Rollwiderstand. Tücke 4: Franzosen - das ändert sich zum Glück in Spanien. Nach dem Col d'Aubisque (1.709 m) und dem Col du Soulor (1.474 m) folgt der wohl wichtigste Pass der Tour de France: der Col du Tourmalet (2.115 m). Ausgerechnet hier "erwischt" es mich. Nach einer kurzen Rast geht nichts mehr. Ich lasse Alex ziehen und fahre mein eigenes Tempo. Gemeinsam rollen wir in St. Marie de Campagne ein. 3. Etappe: St. Marie de Campagne - Vielha (96 KM, 1.800 HM) Auch am dritten Tag warten gleich drei Erhebungen: Col d'Aspin (1.489 m), Col de Peyresourde (1.569 m), Collada de Portillo (1.320 m). Mit dem Portillo betreten wir gleichzeitig auch spanischen Boden. Unser Nachtlager schlagen wir in Vielha auf. Seit Tagen lässt sich kaum eine Wolke am Himmel blicken, die Sonne brennt immer unbarmherziger auf uns herab. Während wir den Port de la Bonaigua (2.072 m) auf seiner perfekt ausgebauten Straße sehr flott erklimmen, wird der Col del Canto (1.725 m) am Nachmittag zur Hitzeschlacht. Kein Schatten, ewig lange Anstiege und kein erkennbares Ende beweisen wieder einmal, dass nicht immer die höchsten Berge die schwersten sein müssen. Nachdem wir La Seu d'Urgel (Olympiastadt von 1992) verlassen haben, sind wir für wenige Stunden Gast in Andorra - ein Land, das fast ausschließlich aus Tankstellen, Motorradgeschäften, einer einzigen Straße und der "Hauptstadt" Andorra la Vella besteht. Nach dem höchsten Pyrenäen-Pass, dem Port d'Envalira (2.407 m), müssen wir über den Col de Puymorens (1.915 m) kurz zurück nach Frankreich ehe wir wieder Spanisch hören dürfen. Ähnlich wie am Tag zuvor wird der Collada de Toses (1.800m) zur völlig unerwarteten "never ending story". Ripoll erreichen wir in der Dämmerung - auch deshalb weil im Kaff davor keine Unterkunft zu finden ist. 143 Kilometer und kaum ein Hügel! Während ich den Tag im Sattel genießen kann, muss sich Alex ein paar Mal in die Büsche schlagen. "Ich weiß eh, dass ich Weintrauben nicht vertrage" ist seine Antwort auf meine Frage: "Wieso isst du Trauben wenn du davon Dünnschiss bekommst?" Nach einer kurzen Besichtigungsrunde in Barcelona besteigen wir am Abend den Bus nach Granada. 7. Etappe: Granada - Pico del Veleta - Granada (96 KM, 2.600 HM) Rund 50 km südöstlich der Stadt liegt der Pico del Veleta. Mit 3.392 m ist sein Gipfel der höchste in Europa auf einer Straße zu erreichende Punkt. Da ein Großteil des Gebiets unter Naturschutz steht, sind Autos auf den letzten Kilometern nicht mehr erlaubt. Alex machen nach wie vor die köstlichen Weintrauben und auch die Höhe zu schaffen. Obwohl wir fast keine Eintrittskarte mehr ergattert haben und man vor unfassbar lästigen Bettlerinnen verfolgt wird, ist die Alhambra Belohnung für die Mühen der letzten Tage. Die alten maurischen Gemäuer beherbergen ihre eigene Welt in der man aus dem Staunen kaum noch rauskommt. Nach zwei Nächten verlassen wir Granada, die Alhambra, sowie die beste Bodega der Welt und radeln bei rund 53 Mio. Grad im Schatten der Küste entgegen. Leider unterschätzen wir die Hitze und nehmen zu wenig Wasser mit. Bäche gibt es keine, die Dörfer sind verlassen... Schließlich helfen uns zwei deutsche Motorradfahrer mit etwas Wasser aus. Überhaupt steht die Etappe unter keinem guten Stern: drei Reifenplatzer an einem Tag sind selten. Der Rest der Tour ist reine Formsache. An der Mittelmeerküste führt uns die Straße von Almunecar nach Malaga. Wenn man tagelang nur Berge gesehen hat ist das Meer umso enttäuschender. Einen Vorteil hat der Sandstrand jedoch! Man kann herrliche Pläne fürs nächste Jahr schmieden... Alex: "Und? Was machma nächstes Jahr?" Ich: "Wir könnten die Rocky Mountains überqueren." Strecke: Biarritz - Barcelona, Granada - Malaga , 1.058 Kilometer Pässe: Pico del Veleta (3.392 m), Port d'Envalira (2.407 m), Col du Tourmalet (2.115 m), Port de la Bonaigua (2.072 m), Col de Puymorens (1.920 m), Collada de Toses (1.800 m), Col d'Aubisque (1.709 m), Coll del Canto (1.725 m), Col de Peyresourde (1.569 m), Col d'Aspin (1.489 m), Col du Soulor (1.474 m), Coll de Portillon (1.302 m) Höhenmeter: 14.500 |
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