1. Etappe: Feldkirch - Wassen (166 KM, 1.600 HM) In den Schweizer Alpen gibt es noch immer einige wenige weiße Flecken, die von Alex und mir mit dem Rad erforscht werden müssen. Nach einer Fahrt mit dem Nachtzug nehmen wir in Feldkirch unsere wissenschaftliche Arbeit auf, durchqueren Liechtenstein und sagen "Grüezi". Zum ersten Mal "Berg heil" heißt es dann am Klausenpass (1.952 m), der landschaftlich wunderschön eingebettet im eidgenössischen Kernland liegt und die Kantone Uri mit Glarus verbindet. Besondere Vorkommnisse: keine. Trotzdem sind wir nach über sieben Stunden Fahrtzeit einigermaßen froh, endlich ins Bett zu kommen. Zu unserer Unterhaltung am Vormittag dient der Sustenpass (2.224 m). Das Gepäck bleibt im Hotel, schließlich wollen wir den Berg nur rauffahren und nicht überqueren. Noch spielt auch das Wetter einigermaßen mit... Über eine wild angelegte Straße erreichen wir die Forschungsstation Andermatt und schließlich Hospental am Fuß des Furkapasses (2.436 m). Das Wetter wird immer schlechter, Regen und Nebel ziehen auf... Der Furka zeigt mir zehn Jahre nach seiner Erstbefahrung erneut die eiskalte Schulter. Vielleicht sollte ich es im Jahr 2014 einfach nochtmals versuchen. Weils noch nicht genug ist und der St. Gotthardpass (2.098 m) in der Nähe liegt, nehmen wir diesen Klassiker auch noch mit. Alex will unbedingt die alte Straße auf den Gotthard fahren - es ist ja soooo angenehm ist, mit 8 bar über Kopfsteinpflaster zu hüpfen. Mit 2.478 m ist der Nufenenpass die höchste Alpenüberquerung der Schweiz. Trotzdem bleiben die Regenwolken leider nicht im sonst so sonnigen Tessin hängen sondern begleiten uns ins Wallis. Im Eiltempo bringen wir das Rhonetal hinter uns, in Brig zweigen wir zum Simplonpass (2.005 m) ab. Nach wie vor hängen die Wolken tief, immer wieder ziehen Nebelbänke über den Hang. Je höher wir hinaufkommen, umso unwirtlicher wirds. Die Abfahrt nach Masera (bei Domodossola) wird bei strömenden Regen zum äußerst riskanten Unterfangen. Es regnet in Strömen, die Motivation aufs Rad zu steigen ist vor allem bei Alex gleich Null. Irgendie schaff ich es, ihn trotzdem zum Aufbruch zu bewegen. Wir passieren den Wallfahrtsort St. Maria de Maggiore, Locarno am verregneten Lago di Maggiore und Bellinzona. Die Kilometer ziehen sich immer mehr in die Länge. Da wir wesentlich langsamer als gedacht vorankommen und bereits 6,5 Stunden im Sattel sitzen, gönnen wir uns in San Bernadino etwas unterhalb des gleichnamigen Passes ein nettes Hotel. Aufs Geld schauen wir in der Schweiz ohnehin schon lange nicht mehr. Was du heute kannst besorgen... Dieses Sprichwort hat für uns keine Bedeutung, wir erklimmen die restlichen 400 Höhenmeter auf den San Bernardino (2.066 m) gleich in der Früh - bei dichtem Nebel, unangenehm tiefen Temperaturen und leichtem Regen. Stellenweise sehen wir bei der Abfahrt nicht weiter als zehn Meter, Autos hört man erst bevor man sie sieht. In Splügen reißt die Wolkendecke erstmals seit Tagen wenigstens zeitweise auf und lässt vereinzelt Sonnenstraheln durch. Der Splügenpass (2.113 m) wird damit zum richtigen Vergnügen. Aber das Glück ist bekanntlich ein Vogerl und fliegt schon bald wieder davon. Oben angelangt schlägt das Wetter erneut um. Nicht einmal die italienischen Grenzbeamten haben ein Einsehen, verweigern uns ein kurzes Aufwärmen in der "Amtsstube" und sehen uns seelenruhig beim Umziehen bei max. fünf Grad zu. Wieder begleitet uns eine fast undurchdringbare Nebelsuppe ins Tal, die Sicht beträgt nur wenige Meter. Im Tal gönnen wir uns erstmal eine Pause, ehe wir mit der mühsamen Anfahrt zum Malojapass (1.860 m) beginnen. Die Auffahrt selbst ist dank der zahlreichen Kehren ein Kinderspiel, das wir bis St. Moritz und schlussendlich La Punt weiterspielen. Endlich scheint die Sonne! Auf der Fahrt duch das Engadin nehmen wir noch den Flüelapass (2.383 m) mit - 14 km Anstieg ohne Schwierigkeiten. Auch keine Probleme gibt es zum Glück mit dem Biernachschub im Zug von Landeck nach Wien! Wir verlassen den Speisewagen kein einziges Mal. Vielleicht liegt es auch am Alkohol, dass wir den Entschluss fassen, nächstes Jahr Indien zu besuchen. Strecke: Feldkirch - Landeck, 816 Kilometer Pässe: Nufenen Pass (2.478 m), Furkapass (2.436 m), Flüelapass (2.383 m), Sustenpass (2.224 m), Splügenpass (2.113 m), St. Gotthardpass (2.098 m), San Bernadino (2.066 m), Simplonpass (2.005 m), Klausenpass (1.952 m), Malojapass (1.815 m) Höhenmeter: 12.800 |
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